Arbeitgeber-Bewertungsportale: Segen oder Fluch für Unternehmen?
Für Bewerber*Innen wird es immer einfacher, sich über ihren potenziellen künftigen Arbeitgeber zu informieren.
Neben der Unternehmenswebseite sowie Auftritten auf diversen Online-Plattformen, die das Unternehmen selbst bereitstellt und steuert, gewinnen Arbeitgeber-Bewertungsportale, wie beispielsweise „kununu“ im deutschsprachigen Raum und „glassdoor“ im internationalen Raum eine immer größere Bedeutung. Auch bieten Jobsuchmaschinen, wie bspw. „Indeed“, zum Stellenangebot die entsprechende Bewertung des Arbeitgebers dazu. Der Unterschied zwischen Arbeitgeber-Bewertungsportalen und den üblicherweise vom Unternehmen bereitgestellten Informationsquellen liegt darin, dass es hier die Mitarbeitende und Bewerber*Innen sind, die eine Außendarstellung des Unternehmens mitgestalten. Und weil sie das anonym tun können, herrscht bei vielen Arbeitgebern die Fehlannahme, dass „nur frustrierte Menschen diese Kanäle nutzen, um mal Dampf abzulassen“.
Das darin liegende Potenzial, wertvolle Verbesserungsvorschläge zu erhalten und auch Einfluss nehmen zu können, wird dabei oft übersehen.
In meinen Vorträgen und Workshops zu diesen Themen, erlebe ich immer wieder Führungskräfte, deren Vorbehalte zunächst höher sind, als die Offenheit, sich damit auseinanderzusetzen.
Arbeitgeberbewertungen werden nicht nur von potenziellen Bewerber*Innen gelesen
Es ist vielen Arbeitgebern nicht bewusst, dass sich Bewerber*Innen inzwischen bevorzugt zuerst auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen informieren. Die dort abgegebenen Bewertungen, aber auch ob und wie Arbeitgeber damit umgehen, haben eine große Auswirkung auf den ersten Eindruck, den Bewerber*Innen erhalten. Und letztlich beeinflusst dies auch die Entscheidung, sich zu bewerben oder nicht. Zudem sind Arbeitgeber-Bewertungsportale auch für (künftige) Kunden zu einer interessanten und nicht weniger ausschlaggebenden Informationsquelle geworden. Die Zeiten sind vorbei, in denen es sich Kunden, die selbst Arbeitgeber sind, leisten können, Dienstleister ins Boot zu holen, die ein schlechtes Arbeitgeber-Image haben. Zu groß ist die Sorge, ob die Erwartungen hinsichtlich Qualität und Leistung erfüllt werden. Aber auch, ob der vom Dienstleister gelebte Umgang mit Menschen, bspw. zu Entlohnung und Einhaltung der Arbeitsschutzgesetze, zu den eigenen Unternehmenswerten, passen.
Der richtige Umgang mit Bewertungen entscheidet
Natürlich gibt es manchmal scheinbar ungerechtfertigte Kritiken, in denen jedoch sehr viele unterschwellige Botschaften stecken. Wenn bspw. fehlende Möglichkeiten zur Weiterbildung oder mangelnde Karriereförderung beklagt werden, obwohl ein sehr gutes Angebot an Personalentwicklungsmaßnahmen vorhanden ist. Dann ist dieses Angebot möglicherweise nicht allen Beschäftigten, insbesondere in einer dezentralen Struktur, bekannt. Daraus lässt sich Handlungsbedarf in der internen Kommunikation ableiten. Durch eine Stellungnahme zu den Bewertungen, schafft das Unternehmen eine weitere Perspektive für die Leser*Innen und kann somit auch negative Bewertungen objektivieren.
Auch wiederholte Kritik am Bewerbungsprozess oder zum Umgang mit den Bewerber*Innen sind wertvolle Hinweise darauf, weshalb Unternehmen möglicherweise keine Fachkräfte finden. Das darin liegende Verbesserungspotenzial kann sich, wenn man daran arbeitet, kurzfristig auf die Anzahl der Bewerbungen und langfristig auf die Geschwindigkeit und Kosten bei der Besetzung offener Stellen auswirken. Daher sind gerade diese Bewertungen ein hilfreicher Indikator dafür, wie gut man in der Personalgewinnung aufgestellt ist. Da Bewertungsportale häufig einen Registrierungsprozess und die Überprüfung der Bewertungen voranstellen, ist die Hürde, sich dort zu äußern, erst einmal sehr hoch. Deshalb kann man nicht prinzipiell davon ausgehen, dass Menschen solche Medien leichtfertig zum Frustabbau nutzen. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass auch zufriedene Mitarbeiter*Innen und Bewerber*Innen Bewertungen abgeben. Wobei dies oftmals erst geschieht, wenn Arbeitgeber aktiv um eine Bewertung bitten.
Arbeitgeberbewertungen als Teil der Employer Branding-Strategie nutzen
Wenn man die Bewertungsportale als Teil einer gut angelegten Employer Branding-Strategie versteht, kann man schon mit wenig Aufwand einiges tun, um das Arbeitgeber-Image in positive Bahnen zu lenken. Der Aufwand hält sich moderaten Grenzen, wenn man strategisch und planvoll vorgeht und einige wichtige Rahmenbedingungen schafft:
- In Ruhe mit den Bewertungen auseinandersetzen
- Die dahinterliegenden Informationen betrachten
- Individuelle und sachliche Antworten formulieren
- Verantwortliche aus der Personalabteilung oder Geschäftsführung benennen, die als Arbeitgebervertreter*In Stellungnahmen abgeben:
Die Bewertungen richten sich an diese Adressaten - Zeitnah auf die Bewertungen antworten
- Dialog anbieten
- Das Management regelmäßig über die Bewertungsinhalte und den Bewertungsscore informieren
- Führungskräfte aktiv einbeziehen:
Durch das Verhalten der Führungskräfte kann ein erheblicher Beitrag zur Verbesserung des Arbeitsklimas und damit zur Vermeidung von negativen Bewertungen beigetragen werden - Wirkungsvolle Maßnahmen und Strategien entwickeln und umsetzen
- Transparenz schaffen und Verbesserungen an alle Beschäftigten kommunizieren
- Langjährige und neueingestellte Mitarbeiter*Innen um eine Bewertung bitten
- Das Thema langfristig am Leben erhalten und nicht nach wenigen Wochen wieder aufgeben
Oftmals sind Arbeitgeber-Bewertungsportale die kleinen, aber nicht unwesentlichen Puzzleteilchen im Gesamtbild einer Unternehmens-Außendarstellung und können eine hohe Wirkung sowohl ins positive als auch negative erzielen.
Erfahrungsgemäß bringen eine professionelle Auseinandersetzung mit den Arbeitgeberbewertungen viele wertvolle Erkenntnisse, abseits von standardisierten Mitarbeiterbefragungen. Wenn man hieraus Verbesserungen ableitet und die Mitarbeiter*Innen und die Bewerber*Innen aktiv einbezieht, kann man ohne großen Kostenaufwand einen guten Baustein für das Arbeitgeber-Image schaffen. Als Teil der gesamten Unternehmensstrategie wirkt sich das nicht nur auf Kunden, sondern auch auf die Kosten für Personalgewinnung, -bindung und PR-Maßnahmen aus.
Für eine Beratung zu den Themen Umgang mit Arbeitgeberbewertungen und Ausarbeitung einer Feedback-Strategie stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie mich unter 0151-20102018 oder via E-Mail: kloos@mehrwert-kompetenz.de