Schreckgespenst Veränderungen: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit

Die täglichen Nachrichten sind voll davon. Immer mehr Unternehmen fusionieren oder werden übernommen. Dabei werden oftmals Synergie-Effekte gebildet, indem Abteilungen zusammengelegt, Standorte geschlossen oder gar ganze Produktreihen wegrationalisiert werden.
Für Außenstehende sind diese Nachrichten gefühlt ganz weit weg. Erst wenn die Einschläge immer näherkommen, es beispielsweise lokale Unternehmen trifft oder Freunde und Verwandte vom Verlust ihres Arbeitsplatzes betroffen sind, nimmt man die damit einhergehende Problematik verstärkt wahr. Denn die „Verlierer“ eines solchen Wandels sind häufig die Mitarbeitenden, die unter Umständen ihre Arbeit verlieren.
Im Zuge dieser aktuellen Thematik habe ich mich mit Lothar Hoss, Geschäftsführer von Hoss + Kollegen Unternehmensberatung GmbH (www.hossundkollegen.de), unterhalten. Mit seinem Background als erfahrene HR-Führungskraft in unterschiedlichen national und international agierenden Unternehmen, ist er als selbstständiger Interimsmanager und Projektleiter tätig. Sein Wirkungsfeld sind Umstrukturierungs- und Integrationsprojekte in internationalen Konzernen und Großunternehmen aus den Branchen Industrie, Logistik, Handel und Dienstleistung.
Lothar, Du bist seit 2005 als selbstständiger Unternehmensberater tätig. Was war für Dich der entscheidende Auslöser von der Festanstellung in die Selbstständigkeit zu wechseln?
Lothar Hoss:
2003 wurde mein Unternehmen von einem internationalen Konzern übernommen. Mit dem Vorstand des übernehmenden Unternehmens einigte ich mich darauf, dass ich solange bleibe, bis die Integration abgeschlossen war.
Dafür erbat ich mir eine anschließende halbjährige Freistellung, um zu testen, ob ich mich als Unternehmensberater am Markt etablieren könnte. Damals war ich 40 Jahre alt, es hat auf Anhieb funktioniert und ich bin dabeigeblieben.
Mit welchen Themenstellungen hast Du es in der Regel zu tun?
Lothar Hoss:
Ich habe mich auf die Begleitung von Unternehmen in Veränderungssituationen spezialisiert. Dies sind vor allem Personal- und Organisationsmaßnahmen im Rahmen von Transformation, Digitalisierung, Restrukturierung und Krisenintervention aber auch die Begleitung von Unternehmensverkäufen und -käufen, sowie die Integration der neuen Einheiten.
Wie würdest Du das Vorgehen von Dir und Deinen Kollegen beschreiben?
Lothar Hoss:
Unser Vorgehen ist immer individuell, insbesondere bei der Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten. Wir hören uns alle Seiten an, prüfen Umsetzungspläne und entwickeln Vorschläge für ein optimales Vorgehen.
Was die Umsetzung angeht arbeiten wir natürlich mit standardisierten Prozessen, die auf den jeweiligen Mandanten und seine Situation angepasst werden.
Was unterscheidet Euch von anderen Beratungsunternehmen?
Lothar Hoss:
Wir sind auf diese Dienstleistung spezialisiert und haben mittlerweile Erfahrung aus über 100 Projekten, in denen wir so manches erlebt haben. Wir begleiten sowohl kleine Projekte als auch große und sehr komplexe Umbauprozesse. Dabei sind wir nicht nur in der Lage die Projektteams mit allen erforderlichen Kompetenzen aus Betriebswirtschaft, Recht und IT zu staffen, sondern verfügen auch über professionelle Softwarelösungen, die für eine hohe Sicherheit und Geschwindigkeit in den Umsetzungsprozessen sorgen. Und das ist bares Geld für unsere Mandanten, die von uns Stabilität und Sicherheit in allen Phasen des Personalumbaus erhalten.
Das ist aus Unternehmenssicht ein sicherlich sehr wertvoller Beitrag, den Du und Deine Kollegen leisten.
Was würdest Du Arbeitnehmern* raten, die von einer Umstrukturierung, bspw. durch Wegfall ihres Arbeitsplatzes betroffen sind?
Lothar Hoss:
Die aus meiner Sicht höchste Hürde, ist die Herstellung der mentalen Veränderungsbereitschaft. Man muss als Betroffene*r reflektieren, was das bedeutet und wie man persönlich zukunftsfähig bleibt. Und eigentlich sollten Mitarbeiter*Innen nicht warten bis das Unternehmen eine Umbaumaßnahme verkündet, sondern Nachrichten über die Märkte, Wettbewerber und Technologien lesen, in denen sich das Unternehmen bewegt bzw. mit denen sich die Mitarbeiter*Innen tagein tagaus beschäftigen. Zu reflektieren, was das für mich bedeutet und wie ich persönlich zukunftsfähig bleibe, ist aus meiner Sicht die wichtigste Aufgabe. Dazu gehört eine Bestandsaufnahme hinsichtlich Qualifikationen und Erfahrungen sowie der überfachlichen persönlichen Kompetenzen. Gleichzeitig gilt es, die Branche oder den Tätigkeitsbereich am Markt zu analysieren und eine Strategie für eine interne Entwicklung oder eine Bewerbungsstrategie am externen Markt auszuarbeiten.
Welche Themenstellungen begegnen Dir häufiger in Kundenunternehmen?
Lothar Hoss:
Veränderungsmaßnahmen, die ich begleite, sind regelmäßig Ausnahmesituationen für alle Beteiligten in den Unternehmen, für das Management, die Mitarbeiter -ob direkt betroffen oder nicht- und natürlich auch für die Betriebsräte.
Insofern suchen alle nach Anleitung, Beratung und Führung. Je detaillierter das mittlere Management inklusive seiner Teams über die geplanten Maßnahmen informiert und in die Planungs- und Ausgestaltungsprozesse eingebunden sind, desto ruhiger laufen die Umsetzungsprozesse in der Regel. Dies kommt dem Unternehmen sehr zugute, denn einerseits wird so regelmäßig Leistungsabfall vermieden und andererseits sind die Mitarbeiter*Innen weniger anfällig für Abwerbeversuche.
Lothar, welchen Ratschlag würdest Du Unternehmen geben, die einen groß angelegten Change-Prozess vor sich haben?
Lothar Hoss:
Wichtig ist zunächst zu wissen, dass es eben nicht den Change-Prozess gibt. Je nach Anlass benötigt es unterschiedliche Ansätze und Vorgehensweisen. Es macht einen Unterschied, ob ich harte Einschnitte vor mir habe oder ein Unternehmen in neue Wachstumsfelder führen möchte.
Generell gilt aber, dass optimale Kommunikation und Beteiligung der Führungskräfte und Mitarbeiter*Innen starke Treiber für einen erfolgreichen Change-Prozess sind.
Was ist aus Deiner Sicht die größte Herausforderung für Unternehmen?
Lothar Hoss:
Es ist ganz allgemein gesagt, die Innovationsfähigkeit, also die Fähigkeit sich selbst neu zu erfinden. Es ist wichtig, ständig die Märkte und Markttrends zu beobachten, notwendige Anpassungen am Leistungsangebot oder der Art der Leistungserbringung durchzuführen. Dabei ist neben einer Ableitung von Handlungsaktivitäten aus der Unternehmensstrategie eine intensive Auseinandersetzung mit der Unternehmenskultur und der Personalentwicklungsstrategie erforderlich. Die Markenführung und hier insbesondere die beständige Auseinandersetzung mit den Elementen der internen Markenstrategie, sind neben dem Kompetenzmanagement weitere Marker für eine erfolgreiche Umsetzung der Unternehmensstrategie.
Lothar, lass uns mal einen Blick in die nähere Zukunft wagen. Was denkst Du, wird sich in 5 Jahren im Vergleich zu heute gravierend am Arbeitsmarkt verändert haben?
Lothar Hoss:
Wahrscheinlich wird die Digitalisierung weiterhin der stärkste Treiber für Veränderungsprozesse in den Unternehmen sein.
Aber das benötigt häufig erhebliche Investitionen. Insofern gehe ich davon aus, dass der Mittelstand eher Schritt für Schritt voranschreiten wird.
Wichtigster Faktor werden weiterhin Mitarbeiter*Innen sein, die bereit und fähig sind, die notwendigen Veränderungsprozesse mitzugehen. Die Unternehmen und deren Mitarbeitende auf das Morgen vorzubereiten, ist bereits heute eine große unternehmerische Aufgabe. Gewinnen wird, wer seine Mitarbeitende begeistern und zu Treibern im Veränderungsprozess machen kann.
Lothar, vielen Dank dass Du mir einen kurzen Einblick in Deine Welt gegeben hast.
Abschließend möchte ich noch einmal zusammenfassen:
Betroffene, egal ob Unternehmen oder Beschäftigte sollten bei einer bevorstehenden Umstrukturierung zusehen, dass sie an Handlungsfähigkeit gewinnen. Unternehmen, die einen Veränderungsprozess angehen müssen oder wollen, beziehen am besten schon während der Planungsphase eine externe Beratung, mit entsprechender Erfahrung, ein. Externe Berater*Innen verfügen über die notwendige persönliche Distanz und Erfahrung, Veränderungsprozesse zu steuern und alle Beteiligten aus ihrer Situation heraus abzuholen.
Für Mitarbeiter*Innen, die sich aufgrund einer solchen Situation umorientieren müssen oder wollen, ist es wichtig, sich über die eigenen Fähigkeiten, aber auch Wünsche für die Zukunft klar zu werden. Denn eine solche Veränderung kann auch eine große Chance sein, die Parameter für sich neu zu definieren und neues dazuzulernen. Hier kann es sehr hilfreich sein, ein professionelles Bewerber- und Karrierecoaching zu durchlaufen. Mit Hilfe eines externen Coaches kann man seine Stärken und Potenziale herausarbeiten und sich zielgerichtet intern oder extern bewerben. Im Rahmen von Interviewtrainings lernt man zudem, souverän mit den bevorstehenden Fragen zum Lebenslauf und der Veränderungsmotivation umzugehen und dabei authentisch zu bleiben.
Es ist nahezu unerlässlich für Mensch und Unternehmen, sich selbst regelmäßig zu hinterfragen, neu auszurichten und somit attraktiv für Arbeitgeber und Kunden zu bleiben. Ein Veränderungsprozess verliert dann seinen Schrecken, wenn man die Veränderung als Chance und nicht als Katastrophe betrachtet und schon frühzeitig die Weichen stellt.
Für eine Beratung zu den Themen Bewerbungs- und/oder Karrierecoaching stehe ich Unternehmen, aber auch Privatpersonen, gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie mich unter 0151-20102018 oder via E-Mail: kloos@mehrwert-kompetenz.de