Schwierige Entscheidung für Berufseinsteiger: Start-Up oder etabliertes Unternehmen?

Gerade für junge Menschen, die am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn stehen, ist das Angebot an potenziellen Arbeitgebern aktuell sehr groß. Hin- und hergerissen, zwischen Freiheiten beim Arbeiten und hohem Gestaltungsspielraum, aber auch geregelten Arbeitszeiten und guten Gehältern, können sich gerade junge Menschen oftmals nicht so wirklich für das eine oder andere entscheiden.
Man muss sicherlich erst einmal die Definition „Start-Up“ verstehen. Hierbei geht es meistens um Unternehmen, die noch nicht sehr lange existieren und die sich mit einer innovativen Idee am Markt etablieren möchten.
Die Kultur in solch jungen Unternehmen ist häufig geprägt von agiler, kreativer und kollegialer Zusammenarbeit mit viel Gestaltungs- und Entwicklungsfreiraum. Funktionierende Stabsabteilungen, wie beispielsweise HR, Finanzen, Marketing, IT oder SCM sind dabei zunächst von geringer Bedeutung und auch, aufgrund der anfangs kleinen Anzahl an Mitarbeitenden, nicht realisierbar.
So starten solche Unternehmen mit dem Ziel, ein gutes Produkt oder eine Dienstleistung markt- und wettbewerbsfähig aufzubauen und damit zu wachsen. Die Aufgaben, die auf Stabsstellen entfallen, werden oftmals von den Gründer*Innen selbst übernommen und das fehlende Knowhow wird durch Improvisationstalent kompensiert. Wenn das junge Unternehmen wächst, werden häufig die sogenannten Stabsstellen mit jungen Talenten, die gerade die Uni oder eine einschlägige Ausbildung absolviert haben, besetzt. Das kann eine große Chance sein, Aufgaben anders zu denken und vielleicht auch neue Wege für deren Verrichtung zu finden. Manchmal entwickeln sich auch daraus Ideen für neue Geschäftsfelder.
An Herausforderungen wachsen!
Es kann aber auch ein großes Risiko sein, wenn es um Aufgaben geht, die durch Gesetze in einer gewissen Form reguliert sind. Hier kann Experimentiergeist auch schon mal dazu führen, dass unwissentlich gegen gesetzliche Vorgaben verstoßen und eine Menge Unheil angerichtet wird.
Gerade in Bereichen, wo es zu regelmäßigen Außenprüfungen in mehrjährigen Abständen durch Institutionen wie Wirtschaftsprüfungen, Krankenkassen oder Rentenversicherungsträger kommt. Hier kann ein über Jahre falsch durchgeführtes Verfahren schnell teuer werden. Das heißt nicht, dass es zwingend immer so sein muss. Denn die meisten Gründer*Innen haben versierte Steuerberatungen an ihrer Seite, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wenn junge Menschen ihre berufliche Laufbahn in einem Start-Up begonnen haben, fehlt ihnen häufig eine konkrete Vorstellung davon, wie es in etablierten Unternehmen abläuft. Die meisten größeren, etablierten Unternehmen haben oftmals nicht mehr den leichten und innovativen Charakter. Häufig wandelt sich dieser Spirit zugunsten einer Standardisierung und Parametrisierung von Abläufen, je größer ein Unternehmen wird. Hier ist oft nicht mehr Kreativität und Problemlösungskompetenz, sondern Erledigung nach Vorgabe gefragt. Wenngleich es auch große Unternehmen gibt, die es ausdrücklich schätzen, wenn Mitarbeitende innovative Ideen einbringen oder bestehende Abläufe in Frage stellen. Dennoch kann man sagen, je größer ein Unternehmen, desto abgegrenzter sind meistens die Aufgaben. Wohingegen es in vielen jungen Unternehmen gang und gäbe ist, dass jeder alles macht.
Meistens ist die Verdienstmöglichkeit in Start-Ups anfangs geringer, wird aber kompensiert durch enge Zusammenarbeit im Team, hohe Verantwortung und dem Willen, gemeinsam mit innovativen Geschäftsmodellen zu wachsen. Menschen, die den Gedanken des Entrepreneurships in sich tragen, wissen das sehr zu schätzen.
Wenn es glücklich macht, passt es!
Dafür ist es in größeren, etablierten Unternehmen zumeist etwas anonymer, die Arbeitszeiten sind oft geregelt, das Gehalt und die Zusatzleistungen sind möglicherweise attraktiver. Auch die Möglichkeit, von erfahrenen Menschen zu profitieren, ist hier oftmals besser gegeben. Dennoch kann es, je nachdem welchen Weg man einschlagen möchte, sehr von Vorteil sein, zunächst in einem größeren Unternehmen zu starten und später die gewonnene Erfahrung in neugegründeten Unternehmen einzubringen.
Natürlich bleibt da immer noch der Gedanke an den Verdienst und die Weiterentwicklung im Hinterkopf. Aber nicht alle jungen Unternehmen zahlen geringe Gehälter. Und nicht jedes große Unternehmen, zahlt dagegen gute Gehälter. Man muss sich vor allem klar darüber werden, welche Unternehmenskultur am besten zu einem selbst passt. Denn letztlich ist es unbefriedigend, wenn man sehr viel Gehalt bekommt, aber nicht gerne zur Arbeit geht. Im Umkehrschluss ist es genauso wenig sinnvoll, wenn man zwar ein gutes Arbeitsumfeld hat, sich aber ständig unter Wert verkauft fühlt.
Wenn man keine eindeutige Antwort darauf findet, ob es ein Start-Up oder doch eher ein größeres Unternehmen sein soll, könnte man sich noch auf die dazwischenliegenden Möglichkeiten konzentrieren. Denn zwischen Start-Ups und großen Unternehmen gibt es sehr viele kleine und mittelständische Unternehmen, die den Charakter beider Unternehmensvarianten leben.
Daher sollten sich nicht nur Berufseinsteiger*Innen, sondern grundsätzlich alle Bewerber*Innen vielmehr mit der Frage auseinandersetzen: „Wer bin ich und wo kann ich mich am ehesten so einbringen, damit ich das Gefühl habe, einen sinnvollen Beitrag zu leisten?“ Mit der daraus resultierenden Erkenntnis sollte die Auswahl passender Unternehmen, aber auch die gezielte Fragestellung in Interviews erfolgen. Denn ausschlaggebend für ein langfristiges und beidseitig erfolgreiches Arbeitsverhältnis, ist die zwischenmenschliche Passung und nicht die Unternehmensgröße.
Für eine Beratung stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie mich unter 0151-20102018 oder via E-Mail: kloos@mehrwert-kompetenz.de